1. Zuseaner-Treffen
Bericht über das 1. Zuseaner-Treffen
Am 5. April 2003 fand im Bürgersaal in Haunetal (Neukirchen Kreis Hersfeld) das erste
Zuseaner-Treffen statt. Etwa 300 MitarbeiterInnen, Mitarbeiter und andere Personen
sind den Einladungen von Herrn Bürgermeister Hein-Peter Möller (Haunetal) und Dr.-Ing.
Horst Zuse (Technische Universität Berlin) zu dieser Veranstaltung gefolgt. Der Bürgersaal
war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Bürgermeister Möller (Haunetal) begrüßte die Gäste und erläuterte, dass die Zuse
KG im Jahr 1949 in Neukirchen gegründet wurde und damit als erste Firma in Kontinental-Europa
unter sehr schwierigen Nachkriegsbedingungen die Computerproduktion in Serie aufnahm.
Bürgermeister Böhmer (Bad Hersfeld) hob in seiner Grußansprache die Bedeutung von
Konrad Zuses Ideen und Schaffen in Bad Hersfeld hervor.
Professor Dr. Vollmar (Universität Karlsruhe), ein Freund von Konrad Zuse und z.Z.
Vorsitzender der im Jahr 1988 gegründeten Konrad-Zuse-Gesellschaft wies in seiner
Grußansprache auf die Aufgaben Konrad-Zuse-Gesellschaft hin: Die Konrad Zuse Gesellschaft
will das Andenken an Konrad Zuse umfassend pflegen, jungen Menschen die Persönlichkeit
Zuses nahe bringen und für einen Berufsweg in der Informatik gewinnen.
Professor Dr. Flessner (Universität Hamburg), ebenfalls ein Freund von Konrad Zuse
und Anfang der 60er Jahre Vorsitzender der Zuse-Nutzergemeinschaft, betonte in seiner
Ansprache u.a. die gute Zusammenarbeit der Zuse KG mit ihren Kunden.
Dr.-Ing. Horst Zuse, ältester Sohn von Konrad Zuse, begrüßte die Zuseaner und zeigte
sich hoch erfreut, dass so viele Zuseaner der Einladung zu dem ersten Zuseaner-Treffen
seit 1971 gefolgt sind. Er erläuterte, dass es ihm schon seit langer Zeit ein wichtiges
Anliegen war, die Zuseaner nach mehr als 40 Jahren zu einem Zuseaner-Treffen zu bitten.
Als Bürgermeister Möller im Dezember 2002 mit der Bitte an Dr. Zuse herantrat, einmal
einen Vortrag in Neukirchen zu halten, entstand die Idee, das Zuseaner-Treffen im
dortigen Bürgersaal durchzuführen. Dr. Zuse begrüßte Frau Erika Fromme, heute 93
Jahre alt. Ihr Mann, Theodor Fromme, erhielt am 31. August 1959 als wissenschaftlicher
Leiter Einzelprokura in der Zuse KG, doch erleidet das Unternehmen bereits am 21.
November 1959 einen schmerzlichen Verlust durch seinen Tod. Weiterhin begrüßte Dr.
Zuse Frau Ruth Breil, die lange Jahre die Sekretärin von Konrad Zuse war.
Dr. Zuse präsentierte anschließend in einem etwa einstündigen Vortrag Konrad Zuses
Werk und die Aktivitäten der Zuse KG in Neukirchen und Bad Hersfeld. Viele Zuseaner
erkannten sich auf Fotos wieder, so z.B. Frau Ursula Walk, geb. Hebekeuser aus Essen..
Frau Walk arbeitete 1948 in Hopferau / Allgäu als Programmiererin an der Rechenmaschine
Z4 und ist damit die erste Programmiererin in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg.
Die Brüder Beutel aus Bad Hersfeld waren schon 1950 bei der Konstruktion der Maschine
Z5 dabei. Heinrich Kranz (Rothenkirchen) erzählte in einem Videofilm eine originelle
Geschichte aus der Mitte der 50er Jahre: Schuster, Schneider und Friseure werden
bei Zuse Ingenieure. Er erläuterte dann, dass die Zuse KG ständig Arbeitskräfte benötigte
und diese anlernte, mit dem Lötkolben umzugehen und Computer zu bauen. Auch berichtete
Heinrich Kranz über die legendären Betriebsausflüge der Zuse KG.
Dr. Horst Zuse zeigte nicht nur die Bilder der von der Zuse KG produzierten Rechenmaschinen
Z5, Z7-Z9, Z11, Z16, Z22, Z23, Z25, Z31 und der Zeichengeräte Z60, Z64 und Z90, usw.,
sondern er präsentierte auch die von Konrad Zuse in den Jahren 1926-1932 in Hoyerswerda
und Berlin gezeichneten Karikaturen und die in den Jahren 1945-1946 angefertigten
Holzschnitte in Hinterstein und Hopferau.
Bis zum Jahr 1969 produzierte die Zuse KG 250 Computer im Wert von 102 Millionen
DM. Konrad Zuse musste die Zuse KG 1964 an die Fa. Rheinstahl abgeben. Gründe für
diese Übergabe waren u.a.: Sehr dünne Kapitaldecke, Problem der Vorausfinanzierung
der Mietmaschinen, nicht abgeschlossenen Patentverfahren Z391 von 1941 bezüglich
der Maschine Z3, immer höhere Kosten für die Softwareentwicklung, Missmanagement
und letztlich die ineffiziente Infrastruktur der Firma, da diese auf mehr als ein
Dutzend Stellen in Bad Hersfeld verteilt war. Im Jahr 1967 ging die Zuse KG dann
endgültig in den Besitz der Siemens AG über.
Die anwesenden Zuseaner und Gäste sprachen von einer sehr gelungenen Veranstaltung
und Dr. Zuse erklärte sich spontan bereit, in einem Jahr zusammen mit Bürgermeister
Möller ein 2.Zuseaner-Treffen zu veranstalten und bat alle Anwesenden, intensiv nach
den Adressen weiterer Zuseaner zu suchen, um deren Mitteilung Dr. Zuse, Schaperstraße
21, 10719 Berlin, bittet.
Das Gesamtwerk von Konrad Zuse wird von Dr. Horst Zuse in der Konrad-Zuse-Multimedia
Show auf einer CD präsentiert. Auf dieser CD werden das Leben von Konrad Zuse mit
mehr als 700 Fotos, die Maschinen Z1-Z4, die von der Zuse KG produzierten Maschinen
mit sämtlichen technischen Daten und viele seiner Holzschnitte und Ölbilder dargestellt.
Auch ist das Treffen Konrad Zuse und Bill Gates auf der CD dokumentiert. Computerinteressierte
Personen können mit den Simulationen der Maschinen Z1, Z3 und dem Nachbau Z3, der
seit dem 4. April im Konrad Zuse Museum in Hünfeld steht, erfahren, wie diese Maschinen
funktionieren.