Professor Dr.-Ing. habil.
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Theodor Fromme


Theodor Fromme ist ein fast vergessener Computerpionier. Auf ihn und van der Poel gehen die logischen Schaltungen der Z22 zurück.


Zitat aus: Moderne Rechenkünstler - Die Industrialisierung der Rechentechnik in Deutschland Hartmut Petzold Verlag C.H. Beck München, 1992


Kapitel 5: Ein eigensinniger Erfinder-Unternehmer


Das eigenwillige, ganz auf einen einfachen und billigen, aber möglichst vielseitig nutzbaren Hardware-Aufbau abzielende Konzept dieser Maschine mit der Bezeichnung MINIMA stammte von dem Freiburger Mathematiker Theodor Fromme, der sich am Konzept des niederländischen Ingenieurs W. L. van der Poel orientierte. Frommes Fragestellung lautete: “ Wie baut man eine einfache und preiswerte Maschine, die mit angemessener Rechengeschwindigkeit mathematische Programme, die für Probleme an der Universität Freiburg anfallen, ausführt?” Welche Art von Rechenaufgaben dort anfielen, läßt sich daraus schließen, daß der Institutschef, Henry Görtler, Spezialist für Gasdynamik war und sein Institut in Personalunion mit dem französischen Rüstungsforschungsinstitut in St. Louis betrieb, dem Vorort von Basel hinter der französischen Grenze und nicht weit von Freiburg.


Fritz R. Güntsch und W.Händler schreiben im Vorwort von: Theodor Fromme: Der Äquivalenzkalkül. - Ein Formalismus zur Beschreibung digitaler Nachrichtengeräte - Die Schaltmatrizen, 1962:  


Bei einem Besuch seiner Heimatstadt Lübeck, am 21. Novem­ber 1959, wurde Theodor Fromme seinen Angehörigen und Freunden durch ein unerwartetes Geschick entrissen.


Am 11. September 1908 in Lübeck geboren, besuchte er dort ,zunächst die Oberrealschule und trat 1926 in die Lehrwerkstätten der Staatlichen Fachschule für Optiker in Jena ein. 1928 legte er bereits die Gesellenprüfung für das Optikerhandwerk ab. Nach der Prüfung als staatlich approbierter Augenoptiker und Meister des Optikerhandwerks trat er im Jahre 1930 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Firma Carl Zeiss in Jena ein. Dort begann er im Jahre 1935 mit dem Studium von Physik und Mathematik, wechselte 1939 nach Berlin über und arbeitete während der Semesterferien bei der Firma Siemens & Halske in Berlin im Labor für Optik, zu dem eine besondere Abteilung für Elektronen­optik gehörte.


Bei Ausbruch des Krieges wurde er zur Wehrmacht eingezogen, erhielt aber für zwei Semester Studienurlaub. 1941 stellte ihn die Wehrmacht schließlich ganz frei, damit er als wissenschaft­licher Mitarbeiter in einem ballistischen Institut des Professors Schardin in Berlin wirken konnte. Fromme blieb auch bei die­sem Institut, als nach dem Kriege der größte Teil der Mitarbeiter unter Professor Schardin nach Saint-Louis in Frankreich übersie­delte(dieses Institut ist heute als deutsch-französisches Institut bekannt).


Als nach dem Kriege die ersten Nachrichten, Aufsätze und Fachbücher über elektronische Rechenautomaten insbesondere aus den Vereinigten Staaten von Amerika bekannt wurden, wandte er sein ganz besonderes Interesse diesem neuen Gebiet zu. Es bestimmte schließlich seinen weiteren Berufsweg.


Entscheidend dürfte auch die Begegnung mit dem deutschen Pionier auf dem Rechenautomaten-Gebiet, Dr. Konrad Zuse, gewesen sein. Im Jahre 1950 bahnte sich zwischen beiden eine Zusammenarbeit an, die sich für die Rechenm aschinen-Entwick­lung in Deutschland fruchtbar auswirkte. 1953 tauchte erstmalig der Gedanke an einen extrem einfachen Rechenautomaten "Minima" auf. Damals stand Fromme bereits mit den wichtig­sten Fachleuten seines Arbeitsgebietes in engem Gedanken­austausch. Insbesondere war seine freundschaftliche Zusammen­arbeit mit van der Poel gerade für das Projekt "Minima" von Bedeutung.


Fromme hielt während dieser Zeit Vorlesungen im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft, zusammen mit Herrn Dr. Pösch, an der Universität Freiburg im Breisgau im Institut von Prof. Görtler. In diesen Vorlesungen, ebensowie in vielen Vorträgen undVor­tragsreihen, wie z. B. der an der Technischen Universität Berlin, zeichnete sich Fromme durch seine außergewöhnlich klare und eindrucksvolle Darstellung des neuen Fachgebietes aus.


Im Jahre 1957 wurde eine zunächst beratende Tätigkeit Frommes bei der Firma ZUSE K.G. in ein festes Mitarbeiter-Verhältnis umgewandelt. Fromme siedelte nach Bad Hersfeld über und wurde wissenschaftlicher Leiter dieser Firma. Inzwischen war das "Minima"-Projekt soweit herangereift, daß die ersten Muster unter der Typenbezeichnung Z 22 Bad Hersfeld verlassen konnten. Von diesem elektronischen Rechenautomaten gibt es heute nahezu 50 Exemplare. Die Z 22 wurde besonders beliebt bei Mathematikern, die auf dieser logisch überaus wendigen Anlage die erstaunlichsten "Kunststücke" vollbringen können. Gerade diese außergewöhnliche Wendigkeit des Gerätes ist als ein besonderes Verdienst von Fromme anzusehen.


Die Geschlossenheit und Tragfähigkeit der logischen Struktur der Z 22 wird besonders dadurch demonstriert, daß ihr logisches Grundkonzept in die Nachfolgemaschine, Z 23, übernommen wurde. Leider hat Fromme die Fertigstellung dieses neuen Gerätes nicht mehr erlebt, an dessen logischen Verbesserungen gegenüber der alten Z 22 er einen wesentlichen Anteil hat.


Der für einen Mathematiker nicht alltägliche Lebens- und Berufsweg Frommes zeigt die Wirksamkeit eines besonderen Geistes, der sich in persönlichen Begegnungen und Gesprächen in seiner ganzen Lebhaftigkeit offenbarte. Leider sind die Ideen und Arbeiten Frommes selten in Form von Veröffentlichungen bekanntgeworden.


Die im nachfolgenden wiedergegebene Arbeit über den "Äqui­valenzkalkül" erscheint uns als seine wichtigste. Es läßt sich im Augenblick das Ausmaß noch nicht ganz übersehen, in wel­chem Frommes Äquivalenzkalkül anwendbar ist. Jedenfalls waren Bearbeiter und Freunde, welche die Arbeit bereits wäh­rend ihrer Entstehung beobachten konnten, oft überrascht von den Möglichkeiten, welche der neue Kalkül bei der Beschrei­bung von Datenverarbeitungs-Prozessen bietet, sowie von der Klarheit der Konzeption.


Für unser junges Fachgebiet ist Frommes Tod ein großer Verlust. Mehr noch aber werden die meisten seiner Freunde und Fach­kollegen deshalb trauern, weil er in seiner verbindlichen und freundlich lebhaften Art stets Möglichkeiten zu echten mensch­lichnBegegnungen fand. Auch denen, die ihn persönlich nicht sehr nahe gekannt haben, wird seinegeistvolle und witzige Art unvergeßlich bleiben, in der er gesellige Abende zu einem besonderen Erlebnis werden ließ.


Mit der Herausgabe dieses Heftes kommen wir dem Wunsch vieler Fachkollegen nach, die vollständige Fassung des "Äqui­valenzkalkül", über den Fromme bereits im Jahre 1955 anläß­lich der Darmstädter Rechenmaschinen-Tagung kurz vortrug, in gedruckter Form kennenzulernen.

F. R. Güntsch und W. Händler



Links


http://pl.attitu.de/zuse/kzuse/Welcome.html

http://www.springerlink.com/content/5yhx8dv8ea0jkdvt/

http://www.bibliotheksmuseum.de/titel_Bibliotheksmuseu2561.55250.htm


Artikel von Roland Vollmar - Konrad Zuses technische Erfindungen


Theodor Fromme (ca. 1956).
Blindschach

Horst Zuse, Berlin (Juli 2008)

Es geschah im Jahr 1954 in der Wohnung (Siehe Foto rechts, 1. Stock) der Familie Zuse in Rhina Kreis Hünfeld. Es war eine kleine Wohnung im ersten Stock, aber mit schrägen Wänden. Theodor Fromme war oft Gast in dem kleinen Wohnzimmer und ich kann mich gut erinnern, dass sein Vorrat im Erzählen von Witzen enorm war.

Aber eines Tages (ca. 1954), ich war damals ca. 10 Jahre alt, fingen mein Vater und Theodor Fromme an, Schach zu spielen. Das Ungewöhnliche war, dass Theodor Fromme sich in dem kleinen Wohnzimmer auf die Couch legte und mein Vater in der Küche die Figuren auf dem Schachbrett platzierte.

Dann begann das Schachspiel. Mit Erstaunen bemerkte ich, dass Theodor Fromme meinen Vater im Blindschach bereits nach etwa zehn Minuten matt setzte und dies nicht nur einmal.

Das war für mich ein faszinierendes Erlebnis und ich zweifelte an der Fähigkeit meines Vaters. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater danach nur sehr ungerne über diese Tatsache gesprochen hat.


„Theodor Fromme – das Genie und der Komödiant“

Robert Rohrbach (6. Juli 2008, Foto siehe rechts)

Ende 1962 wechselte ich meine Tätigkeit von der Baufirma Züblin AG. in Duisburg nach Darmstadt zur Deutschen Bundespost (DBP). Hier im Forschungsinstitut beim Fernmeldetech­nischen Zentralamt (FTZ) bekam ich die Aufgabe für die Forschung ein Rechen­zentrum einzurichten. Als Rechenanlage wurde eine ZUSE Z23 beschafft, die später zu einer ZUSE Z23-V mit 8K Zusatzkernspeicher ausgebaut wurde.

Nach Installation und Betriebnahme des Rechners wurde die Anlage einem größeren Kreis von Forscherkollegen vorgestellt. Nach meinem Vortrag sprach mich Professor Werner Endres, ein Fachmann für Sprach-Ausgabe, an und fragte ob ich Theodor Fromme kannte.

Theodor Fromme war der Vater des Freiburger Codes (siehe Logik der ZUSE Z22 und ZUSE Z23). Konrad Zuse und Theodor Fromme lernten sich 1950 kennen. Fromme war später technischer Leiter der Zuse KG., bis er 1959 verstarb.

Professor Endres war ein Studienkollege von Theodor Fromme und er er­zählte mir fol­gende Episode:

Theodor Fromme erschien verspätet zu einer Mathematikvorlesung. Von einer Feier des Vorabends trug er noch seinen Frack. Theodor Fromme sagte: „Guten Morgen Herr Professor, entschuldigen Sie meine Verspätung“. Fromme schaute kurz auf die Tafel um zu lesen was dort geschrieben stand. Darauf sagte er: „Herr Pro­fessor die Formel und das Ergebnis sind falsch“.

Nun, laut W. Endres war das wirklich so, die Formel und Ergebnis waren falsch.
Zuerst zu spät zur Vorlesung zu kommen, dann noch dem Professor zu sagen das es falsch sei was an der Tafel stand.

So etwas konnte sich nur ein Genie, wie Theodor Fromme, erlauben.

Robert Rohrbach.
Mitarbeiter der Zuse KG. von 1956 bis 1960
Riedstadt, im Juli  2008
Fotos: Bilder mit Theodor Fromme in der Zuse KG.
Zweites Foto von links: van der Poel, Heinz Billing, Theodor Fromme (Fotos von van der Poel, ca, 1953).
Robert Rohrbach.